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KI-generierter Förderantrag: Wie ChatGPT bei der Gewinnung von Fördermitteln unterstützt

In Deutschland werden pro Jahr mehrere Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Projekte vergeben. Um ein Stück vom “Fördermittelkuchen” abzubekommen, muss in der Regel ein Förderantrag geschrieben werden. Dies stellt v. a. ehrenamtsbasierte Non-Profit-Organisationen vor Herausforderungen. Wir zeigen in unserem Magazin-Beitrag auf, wie Sie mit Hilfe des Chatbots „ChatGPT“ schnell passable Förderanträge verfassen können.

Um Projekte durchführen, Anschaffungen tätigen oder Personal einstellen zu können, sind viele gemeinnützige Organisationen auf den Erhalt von Fördermitteln angewiesen. Denn die wenigsten können sich vollständig auf Mitgliedsbeiträge, Spenden, Sponsorengelder oder andere Einnahmen verlassen und sind insbesondere bei Projektfinanzierungen auf die Unterstützung Dritter, wie z. B. Förderstiftungen angewiesen. Die Mehrheit der Förderinstitutionen koppelt die Vergabe an einen Antragsprozess, bei dem sich die um Fördermittel anfragenden Organisationen mit einem Antrag als geeignete Förderpartner präsentieren müssen. Der Umfang eines Förderantrags reicht von einer Seite bis zu mehreren dutzend Seiten, je nach Förderinstitution. Insbesondere in jenen Fällen kann „ChatGPT“ eine wertvolle Unterstützung für Sie sein.

Was ist und kann „ChatGPT“?

„ChatGPT „ist ein vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI1 entwickeltes und im November 2022 öffentlich zugänglich gemachtes KI-Modell, ein sog. Chatbot, der „auf einem Computermodell [beruht], das mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Verarbeitung sprachlicher Daten trainiert wurde. Er kann in kürzester Zeit eloquent erscheinende Antworten zu den unterschiedlichsten Themen generieren, ganze Essays oder Computerprogramme erstellen (…) und das in verschiedenen Sprachen.

GPT steht für „Generative Pre-Trained Transformer“, was auf die Funktionsweise hinweist. Das lernfähige Modell wurde anhand von Millionen Dokumenten darauf trainiert, menschliche Sprache zu verstehen und darauf zu reagieren. Es kann nicht nur ganz unterschiedliche Textsorten überzeugend imitieren, sondern in Dialogen zu einer großen Bandbreite von Themen interagieren. Diese Fähigkeit übersteigt bisherige Chatbot-Entwicklungen. ChatGPT ist in der Lage, aus kurzen textlichen Eingaben, sog. Prompts, eine Aufgabe zu erschließen und in natürlicher Sprache zu antworten. So kann es mit verblüffend hoher Geschwindigkeit Aufgaben erledigen, die bislang Menschen vorbehalten waren.“1

Das Programm kann in einer kostenfreien und verschiedenen kostenpflichtigen Versionen genutzt werden. Dafür ist eine Registrierung über die entsprechende Internetseite notwendig.2

So können Sie ChatGPT zum Schreiben eines Förderantrags einsetzen

Im Wesentlichen kommen zwei sehr unterschiedliche Vorgehensweisen in Betracht.

Bei der ersten Variante stellen Sie dem Programm die relevanten Informationen zur Erstellung des Förderantrags direkt im ersten Prompt zur Verfügung. Dabei geben Sie – bei diesem Beispiel geht es um die Durchführung von Workshops an Schulen um Schülerinnen und Schüler für Naturschutz zu sensibilisieren und damit das Abfallproblem in städtischen Park-/Grünanlagen zu mindern – folgenden Text im Eingabefeld des Programms ein:

„Hallo! Unser Verein möchte ein Projekt zum Umweltschutz durchführen und dafür einen Förderantrag stellen. Bitte hilf mir bei der Erstellung. Ich stelle dir folgende Informationen zur Verfügung:

1. Titel des Projekts: Naturschutzbildung der Generation Z fördern 
2. Projektzeitraum: 01.01.Jahreszahl bis 31.12.Jahreszahl 
2. Projektsumme: 24.000 Euro 
3. Ziel des Projekts: Sensibilisierung der Generation Z für Umweltschutz 
4. Problemstellung: Abfallproblem in städtischen Park-/Grünanlagen 
5. Primäre Zielgruppe: Schüler, sekundäre Zielgruppe: familiäres Umfeld, Lehrerschaft 
6. Beschreibung der geplanten Aktivitäten: Workshops und Müllsammelaktionen“.

Im Anschluss werden Sie binnen weniger Sekunden einen ersten guten Entwurf erhalten, den Sie weiter anpassen und optimieren können.

Wie Sie anhand dieses Beispiels sehen, sollten Sie sich vor der ersten Eingabe und Nutzung des Programms zumindest schon einmal mit den „klassischen W-Fragen“, die in jedem Förderantrag beantwortet werden müssen, auseinandergesetzt haben.

Wer macht was, wie, wann, wo und warum? Wer? (Projektträger/ Antragsteller), Was? (Maßnahmen), Wie? (Methoden), Wann? (Projektzeitraum), Wo? (Projektort/ Wirkungsgebiet), Warum? (Problemlösung, Ziele). Zusätzliche „W-Fragen“ können sein: für wen? (Zielgruppe), mit wem? (Projektpartner), zu welchen Kosten? (Kosten/Finanzierung), mit welchem Effekt? (Wirkung).

Sie werden mit Hilfe dieser Vorgehensweise ein gutes Ergebnis erzielen können. Sofern Sie aber noch nicht alle Informationen zu Beginn vorliegen haben und eher schrittweise vorgehen möchten, können Sie auch so verfahren, dass Sie dem Programm die relevanten Informationen durch Beantwortung eines Fragenkatalogs zur Verfügung stellen. Der entsprechende Prompt, die Eingabe, könnte dann wie folgt lauten:

„Hallo! Ich möchte einen Förderantrag verfassen. Bitte stelle mir nacheinander die folgenden relevanten Fragen bzw. Punkte, um mit Hilfe dieser Informationen den Antrag zu erstellen:

1. Projektträger
2. Titel des Projekts
3. Projektanlass, Bedarf, Problem
4. Ziele des Projekts
5. Geplante Maßnahmen und Aktivitäten
6. Geplanter Projektbeginn
7. Geplantes Projektende
8. Projektort
9. Wirkungsgebiet (lokal, regional, überregional)
10. Zielgruppe (primäre und ggf. sekundäre)
11. Projekt-/Kooperationspartner
12. Projektgesamtkosten
13. Anfallende Kostenpositionen/-arten
14. Finanzierungsplanung
15. Notwendige Fördersumme

Bitte stelle mir die nächste Frage erst, wenn die vorherige beantwortet wurde. Bitte erstelle im Anschluss an die Beantwortung der letzten Frage den Förderantrag.“

Auf diese Weise können Sie dem Programm schrittweise die erforderlichen Daten zur Verfügung stellen und einen ersten Entwurf generieren lassen.

Sie können auch – alternativ oder ergänzend – so verfahren, dass – sofern Ihnen die Förderinstitution ein Muster eines Förderantrags zur Verfügung stellt – Sie die entsprechenden Fragen aus dem Förderantrag herauskopieren und in „ChatGPT“ zur Beantwortung einfügen.

Unabhängig davon, für welche Variante Sie sich entscheiden. Sofern Sie mit einem Entwurf nicht zufrieden sein sollten, können Sie über die Funktion „regenerate response“ eine alternative Variante erstellen lassen. Sofern Sie das Ergebnis für gut oder sehr gut befinden, können Sie den Text kopieren und auf einem Briefpapier einfügen oder den Text anschließend als Word-Dokument vom Programm ausgeben lassen.

Falls Sie übrigens bei der Erstellung jedes neuen Förderantrags dem Programm nicht wieder dieselben Informationen zu Ihrer Organisation als Projektträger zur Verfügung stellen möchten, können Sie wesentliche Informationen – Name, Geschichte, Ziele – in den sog. „Custom Instructions“ hinterlegen. Auf diese Informationen kann dann das Programm dauerhaft und unabhängig von einzelnen Chats immer wieder selbstständig zugreifen und die entsprechenden Passagen im Förderantrag, die sich auf Ihre Organisation beziehen, erstellen.

In diesen Bereichen können Sie „ChatGPT“ zusätzlich sinnvoll einsetzen

Falls Sie hinsichtlich Ihres gewählten Projektansatzes unsicher sind, ob er mit der Förderpolitik der Institution übereinstimmt, bei der Sie den Förderantrag stellen möchten, könnten Sie die Förderrichtlinien der Institution – durch Upload des entsprechenden pdf-Dokuments – oder durch Angabe einer Internetseite, auf der Fördervorgaben genannt oder bereits geförderte Projekte vorgestellt werden, analysieren und sich passende Projektvorschläge unterbreiten lassen.

In einigen Förderanträgen muss die jeweilige Zielgruppe näher beschrieben werden. Hier kann „ChatGPT“ binnen Sekunden wichtige Informationen für Zielgruppenbeschreibungen liefern. Fordern Sie z. B. das Programm dazu auf, die Größe der Zielgruppe (z. B. von Armut betroffene oder gefährdete Kinder) und ihr jeweiliges Umfeld zu analysieren. Dabei sollte der Zugriff auf das Internet sichergestellt sein. So können z. B. statistische Daten abgerufen werden. Gleiches gilt, um die Dimension eines bestimmten Problems, das mit Hilfe eines Projekts gelöst werden soll, zu verdeutlichen.

Auch bei der Erstellung von „Meilenstein-Plänen“ kann „ChatGPT“ Sie effektiv unterstützen, indem es schnell geeignete, mit Terminen und Zeiträumen unterlegte Vorschläge zu der Abfolge von wichtigen Projektphasen und Maßnahmen macht, z. B. von der Vorbereitung eines Projekts, über den Start und die Durchführung bis zur Nachbereitung und eventuellen Evaluierung. Gleiches gilt für die grobe Kostenkalkulation von Projekten. Wichtig ist aber auch hier dem Programm zumindest die wesentlichen Kostenarten und -positionen, z. B. Personal-, Sach- oder Investitionskosten, und die zentralen Einnahmequellen nennen zu können.

Auch kann “ChatGPT” schnell ein passendes Anschreiben an die Förderinstitution oder sehr gute, ansprechende Projekttitel formulieren. Hier genügt – im Anschluss an den finalen Antragsentwurf – eine simple Eingabe im Stil „Bitte erstelle mir ein passendes Anschreiben zur Einreichung des Förderantrags und unterbreite mir zehn interessant klingende Projekttitel auf Grundlage der Projektbeschreibung“.

Hinweise zum Thema Datenschutz und Urheberrecht

Bitte setzen Sie sich vor Eingabe von Informationen mit der Frage auseinander, welche Daten besser nicht ins Programm eingespeist und von ihm verarbeitet werden sollten. Im Zweifelsfall sollten sensible, insbesondere (nicht öffentliche) personen- bzw. organisationsbezogene Informationen/ Daten erst nachträglich, außerhalb des Programms, in den vom Programm erzeugten Antragsentwurf eingefügt werden. Sie könnten bei der Eingabe dann erst einmal mit „Musterangaben“ arbeiten, z. B. nicht den echten Namen des Vereins verwenden, sondern mit einem Platzhalter wie „Musterverein“ arbeiten.

Zusätzlich können Sie über die Nutzung eines „Provisorischen Chats“ die Datenverwendung zu Trainingszwecken ausschalten. „ChatGPT“ verspricht dabei auch eine geringere Speicherdauer der eingegebenen Daten.

Halten Sie zu diesem Thema nach Möglichkeit Rücksprache mit dem Datenschutzbeauftragten Ihrer Organisation.

Als Urheber des Förderantrags gelten gemäß der aktuellen Nutzungsbedingungen des Programms Sie.3 Ob Sie dennoch gegenüber den Lesenden auf Seiten der Förderinstitution angeben wollen, dass Sie den Antrag mit Hilfe von KI generiert haben – so wie es häufig bei von KI generierten Bildern gemacht wird – bleibt Ihnen überlassen.

„ChatGPT“ als Assistenten einsetzen, aber das „Denken nicht ausschalten“

Sowohl ungeübte als auch geübte(re) Verfasserinnen und Verfasser von Förderanträgen werden durch „ChatGPT“ erheblich Zeit einsparen können. Das Niveau der generierten Texte kann vergleichsweise hoch sein und von Antrag zu Antrag, je besser das Programm Ihre Organisation und den Hintergrund Ihrer Arbeit versteht, gesteigert werden. Auch hier „macht Übung den Meister“. Bevor Sie die erste Eingabe in das Programm tätigen, sollten Sie jedoch zumindest eine grobe Vorstellung zum eigenen geplanten Projekt haben und sich beim Endergebnis noch einmal die Frage stellen, ob es Ihren eigenen Vorstellungen entspricht und in der ausgearbeiteten Form tatsächlich realisierbar ist. Denn die hohe Geschwindigkeit und gute Sprach- und Formulierungsqualität des Programms verleitet dazu, die Ergebnisse eins zu eins zu übernehmen.

Auch sollten Sie abschließend zumindest die wichtigsten Informationen, die vom Programm „aus dem Hut gezaubert“ wurden, durch einen Blick in die Quellen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen, z. B. was die Beschreibung eines bestimmten Problems oder einer Zielgruppe anbelangt.

Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn Sie Rückfragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag haben.

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Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine rechtliche Beratung dar und ersetzt diese nicht. Der Beitrag wurde auf Grundlage seriöser Quellen (insbes. Fachliteratur) erstellt und soll der ersten Orientierung dienen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag im Oktober 2024 veröffentlicht wurde. Es ist anzunehmen, dass sich die Funktionsweise, die Anwendungsbereiche, die Nutzungsbedingungen und der Wissensstand von "ChatGPT" mittlerweile verändert hat.

Wesentliche Quellen:

1 Albrecht, Steffen: ChatGPT und andere Computermodelle zur Sprachverarbeitung – Grundlagen, Anwendungspotenziale und mögliche Auswirkungen. TAB-Hintergrundpapier Nr. 26, April 2023, S. 9. Online kostenfrei abrufbar unter: publikationen.bibliothek.kit.edu/1000158070)
2 „ChatGPT“ kann in der Version 3.5 auch testweise und ohne Registrierung genutzt werden; die Nutzung ist in eingeschränkter Weise möglich; online unter: https://chatopenai.de
3 Hinweis zu Urheberschaft: „Eigentum an Inhalten. Zwischen Ihnen und OpenAI und im Rahmen des geltenden Rechts behalten Sie (a) Ihre Eigentumsrechte am Input und (b) besitzen den Output. Hiermit übertragen wir Ihnen alle unsere Rechte, Titel und Interessen, falls vorhanden, am Output.“ Quelle (Stand: Mai 2024): https://openai.com/policies/terms-of-use

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